Im Duett

1979      Schon die allererste Veröffentlichung ein "Duett".
Sechs Gedichte zusammen mit sieben Holzschnitten von
Peter Herrmann als "grafiklyrik 2" in einer bibliophilen
Mappe der 1978 gegründeten Obergrabenpresse.
Die Gedichtauswahl besiegelt mit einem Umtrunk im
"Körnergarten" am "Blauen Wunder".
Die Druckgenehmigung gesiegelt vom
"Rat der Stadt Dresden".
Das selbst verordnete Tauwetter nach der Biermann-Ausbürgerung.
Die Obergrabenpresse gibt es nicht mehr, ihre Website gibt es noch.

Innen (c) Obergrabenpresse
Außen 
(c) Obergrabenpresse

Innen 
(c) Obergrabenpresse
Innen
(c) Obergrabenpresse
Dichter trifft Maler (c) privat
Genehmigt zum Druck (c) privat



Meldung von 1980:
Im "Duett" mit Steffen Gaitzsch. Eine Begegnung, die bis heute Folgen hat. Mit dem improvisationskundigen Philharmoniker wurden u.a. "Messer Gedichte", "LandStrich" und "Das AnAlphabet" aus der Taufe gehoben.
                                                                                                                
















"Schreckenstein"von M.W. radiert
 
Doppelseite von M.W.
 1982    Die zweite Veröffentlichung ein „Terzett“ mit Anderson und Theilmann. Gedichte selbst radiert, spiegelverkehrt in die Platte geritzt, in der Obergrabenpresse gedruckt, als Leporello gefaltet, mit Buchbinderleim verklebt, fertig war das originalgraphische Büchel. Von den 30 Exemplaren blieben nicht alle im Lande. Im März 1984 titelte die "WELT": "Der erste Samisdat der DDR: Eine Untergrund-Edition aus Dresden. Falke überm Schreckenstein". Der West-Artikel flüstert den Ost-Behörden zu: "Es ist schwer zu sagen, was aus jenen noch nicht vereinnahmten Samisadat-Autoren einmal werden wird ... Es dürfte also einigen dieser aufmüpfigen Autoren noch einiges bevorstehen." Die "Organe" waren sofort hellwach, eröffneten den Operativen Vorgang "Schreckenstein" und legten als "Zielstellung des operativen Vorgehens" fest: "Zerstörung der Vorbilder Göschel, Theilmann und Wüstefeld für den oppositionellen/negativen Nachwuchs aus den Bereichen Bildende Kunst und Schreibende". Da wir eh keine "Vorbilder" sein wollten, zerstörten uns weder "Organe" noch "gedichte".
Titel (Foto: B. Lorenz)
Probesitzen (Foto: B. Lorenz)





 

 
















1986 
In Galerie Comenius 1988, Foto: privat

Als schon vier meiner Lyrik-Manuskripte („Sprechzeit“, „Hang zum Fliegen“, „SchreibBand“ und „Heimsuchung“) bei Aufbau schmorten, wurde es ernst. Das Debüt bahnte sich an. Es galt, ein Titelbild für den Schutzumschlag festzulegen. Zur allgemeinen Verwunderung wurde meinem Wunsch entsprochen, es müsse ein von Peter Graf gemaltes Bild sein. Die Lektorin eilte herbei, damit wir am 19. August gemeinsam das Atelier von Graf heimsuchen konnten. Die näheren Umstände, wie Grafs Bild der zwei Männer in Betrachtung einer Heuschrecke schlußendlich wirklich auf den Schutzumschlag geriet, kann in der Laudatio nachgelesen werden, die ich hielt, als Graf 2001 den Hans Theo Richter-Preis der Sächsischen Akademie der Künste erhielt. Mehr zum Debüt „Heimsuchung“ in der Bücher-Rubrik.


Heimsuchung der Heuschrecke
(c) Peter Graf, Foto: privat
  

1987
   Erste zufällige aber sehr willkommene Zusammenarbeit mit dem Fotografen Matthias Creutziger. Er fotografierte 1987 aus seinem Trabant heraus am Dresdner Pirnaischen Platz die im Abbau befindliche Losung, als nurmehr "Der So" übrig war, schenkte mir die Fotografie und das Gebilde "Abbau einer Losung von hinten" baute sich wie von selbst als ein Versuch visueller Poesie. Fotografie und Gedicht befinden sich heute im Dresdner Stadtmuseum.
"Der So" (Foto: M.Creutziger)



Abbau einer Losung von hinten
(ohne innere Wertung)


Der Sozialismus siegt
Der Sozialismus sieg
Der Sozialismus sie
Der Sozialismus si
Der Sozialismus s
Der Sozialismus
Der Sozialismu
Der Sozialism
Der Sozialis
Der Soziali
Der Sozial
Der Sozia
Der Sozi
Der Soz
Der So
Der S
Der
De
D

Der Inhalt einer Losung
bewahrheitet sich dann
wenn er sich bei ihrem
Abbau zuspitzt
                                                                            1987

"Wanderzirkus", 09. Mai 1988, TH Merseburg
von links: Barbara Thalheim, M.W., Gisela Kraft, Benedikt Dyrlich
Foto: (c) Späthe
1988 Alles begann mit dem „Wanderzirkus“, wie die legendären Lesereisen des Aufbau-Verlages genannt wurden. Drei Autorinnen/Autoren, davon mindestens eine Debütantin/ein Debütant sowie einer Lektorin/einem Lektor unterstützt von Musikern, die mit der Aufgabe betraut waren, Publikum anzulocken. So lernte ich 1988 die Liedermacherin Barbara Thalheim kennen. Einmal kennengelernt, gab es im engen Ländchen kein Entrinnen. Der Verlag schickte uns Frühjahr 1990 noch einmal gemeinsam auf Tour, bevor die ganze Chose,
Foto: (c) Späthe
                                   Ländchen und Verlag, zusammenkrachte.
Es kam, wie es kommen mußte, nichts führte an der Verlockung vorbei, der Chanteuse Lieder zu dichten. Zumeist rief sie ihrem Texter arhythmisch Themen in ausführlicher Prosa zu. Das wurde dann verstropht und beverst und so lange hin und her gewendet, verkomponiert und arrangiert, bis es singbar geworden waren. Die getextete Lieder finden sich hier: "Deutsch zu sein ...", Duo-Phon-Records 2003. "Insel sein", Duo-Phon-Records 2004. "immer noch immer", pläne 2007. "herzverloren", pläne 2008. "Zwischenspiel", Conträr Musik 2014. Allesamt zu haben bei Frau Thalheim.



1993/1994 „Duett“ mit Angela Hampel. Auf Einladung von Gerhard Wolf (janus press) kam es zu ersten zaghaften Näherungen zwischen Text und Bildwelt. Je ein Pergament vor den originalgrafischen Kalenderblättern mit Versen von mir gefüllt und neben Gedichten von u.a. Erich Arendt, Franz Mon, Friederike Mayröcker, Róža Domašcyna und Bert Papenfuß stehen zu sehen, verführte dazu, stolz zu sein.

(c) Angela Hampel
(c) Angela Hampel



1995  Initiiert von Eberhard Göschel,
kommt es 1992 zur Zusammenarbeit zwischen Obergrabenpresse und Künstlerkolonie „ArtsAcre“. Drei Jahre später erscheint das Großprojekt "Shuttle". Jeweils sieben Grafiker und sieben Dichter aus Calcutta und aus Dresden in einer großformatigen, mit Rohseide bezogenen Mappe. Die Radierungen auf Hanemühle-Bütten, die Gedichte in Englisch und Deutsch. Beteilige mich mit dem Gedicht "Das Fest ist aus", das sich auf eine Grafik von Claus Weidensdorfer bezieht. „Shuttle“-Ausstellungen gibt es in Leipzig, Berlin, 
Werbung für die "Shuttle"-Ausstellung in Calcutta.
(c) J.R.B.Th.


Calcutta und Dresden.


Das Fest ist aus
Die Schwüre abgelegt für immer
Abgeschworene Bande Gebrochene Mundwinkel
zum Gürtel fallen augenlose Blicke
gleichgültig versenkt Hände im Schoß
legen schamlos zu UnRecht UnSchuld zurecht
hebt keiner das Glas
DEM MORGENROT ENTGEGEN
Seit an Seit nach Götterdämmerung
verdämmern Symbole ihr Kampfgenossen all
Rechtsaußen als Prämie maskiert sich der Tod


(c) Weidensdorfer



1996  Erstes "Duett" mit dem Fotografen Frank Höhler. Es wurde keine Liebe daraus, wie die "Dresdner Neuesten Nachrichten" suggerieren wollten, sondern eine produktive Freundschaft und ein Buch. Selbst die Bildunterschrift lügt. Das Foto zeigt Höhler links und mich ausnahmsweise rechts, was nicht die Gesinnung meint. Das Hemd habe ich nicht mehr, dafür das Buch. Schloß Pillnitz gibt es noch, das Buch nur noch antiquarisch. Mehr zu "Schloß Pillnitz - Bilder und Ansichten" unter der Bücher-Rubrik.

Notenbeispiel (c) Christian Banasik
1997 Der Komponist Christian Banasik  
entdeckt meinen Gedichtband "Stadtplan", den ich im Wahrnehmungsloch einer Braunkohlengrube bei Leipzig wähnte. Für Saxophonquartett und Elektronik schafft Banasik aus neun Gedichten eine spannende Verbindung zwischen konzertanter Musik und Hörspiel. Titel: "Wenn die Klagestimmen der Stadt". Audiobeispiel.



Außen
Das fünfte Messer (c) Naumann

1998 Irgendwann wurde ich nach einer Lyriklesung gefragt, ob ich denn auch Liebesgedichte schriebe. Frech behauptete ich, ja natürlich schreibe ich auch Liebesgedichte. Warum ich sie nicht vorlesen würde?, ging die Frage weiter. Vielleicht das nächste Mal, sagte ich ausweichend. Ein wenig war ich verwirrt. Denn es gab Liebe in meinen Gedichten. Nicht im Muster der Universalreime „Herz/Schmerz“ oder „Liebe/Triebe“, aber es gab sie. Als ich das dritte Mal nach Liebesgedichten gefragt wurde, sah ich es als einen Auftrag an, ernsthaft darüber nachzudenken. Das Kopfkarussell kreiste. Ist Liebe nicht auch Kampf? Gibt es sie, die Waffen der Frau? Was geschieht mit dem ICH, wenn ein DU hinzukommt? Kurzum, so entstanden zehn „MesserGedichte“. Weil sie womöglich nicht ganz das waren, was die imaginären Auftraggeber mit „Liebesgedichten“ meinten, landeten sie vorerst in der Nachlaßschublade, wo sie eine ganze Weile liegen blieben. Bis mich der Maler Hermann Naumann nach unveröffentlichten Liebesgedichten fragte. Er las die „MesserGedichte“, warf mit Pinseln gleich einem Messerwerfer nach Lithosteinen, ließ sieben Steinzeichnungen drucken. Zwei Künste verbündeten sich.
Das zehnte Messer (c) Naumann
Impressum
1999/2002 Erneut verführen "Stadtplan-Gedichte" den Komponisten Christian Banasik zu einem Hörstück mit elektroakustischer Musik: "… letzte Gebärde offener Münder" (Audiobeispiel) sowie "Ihr Fassen nach Wind" für Orgel, Computer und Tonband (Audiobeispiel).

2002 Zweites "Duett" mit dem Fotografen Frank Höhler.
Intendant und Autor (c) F. Höhler



Höhlers zehnjährige, fotografische Reisebegleitung der Dresdner Philharmonie sollte zum Buch werden. Ein "Reise-Essayist" mußte her. Der damalige Intendant Olivier von Winterstein bestimmte mich dazu und nahm mich im Reisegepäck zum philharmonischen Gastspiel nach Athen mit. Bedingung: Krawatte. Mehr zu "Die Dresdner Philharmonie auf Reisen" unter der Bücher-Rubrik.



Titel (c) burgart-presse
Ledereinband und Schuber
(c) burgart-presse
 2003 Wenn Jens Henkel zur "burgart" ruft, kommen die Künstler in Scharen. Paarweise spannt er sie in seiner Presse zusammen ein. Den Zeichner und Holzschneider Andreas Berner aus Wurzbach mit mir. Bei einem Novemberbesuch umstapfen Berner und Wüstefeld Wurzbach. Schnell wird klar, "Landschaft" ist unser Thema. Andreas Berner zeichnet jedes Buch von Hand zum Unikat, ich nehme die Landschaft beim Wort, Hahndruck fertigt Handsatz und Ludwig Vater baut einen Ganzlederband im Querformat. Premiere im "Neuen Sächsischen Kunstverein" am 26.11.2003. Nach all den Mühen ist das Werk für 550 € ausgenommen günstig.

Landschaftliches Einmaleins
(c) A.Berner

2005
Zur Erinnerung an den schon erwähnten „Wanderzirkus“ des Aufbau Verlages, verbündete sich auf Initiative von Barbara Thalheim noch einmal ein Autoren-Quartett, las in Halle an der Saale und in Leipzig an der Pleiße. Der Abend im Leipziger „Spizz“ wurde aufgezeichnet und erschien als Hörbuch bei Duo-Phone-Records. Zu hören sind Barbara Thalheim und Band, ža Domašcyna, Wilhelm Bartsch, Richard Pietraß und M.W. Interessenten, Sammler und Fans können sich vertrauensvoll an Frau Thalheim wenden oder sich die CD von den Akteuren schenken lassen.



2006
Nachdem mich Günter „Baby“ Sommer zum Opernlibretto überredet hatte (siehe unten), war es für den Überredungskünstler ein Klacks, mich auch noch zu „Liner Notes“ für das Zentralquartett zu überreden. Das Quartett hatte das deutsche Liedgut gesichtet bzw. durchgehört und „11 Songs - Aus Teutschen Landen“ beim Zürcher Label Intakt Records eingespielt. Eine Ehre, für die „vier Musketiere“ des Free Jazz - Bauer, Gumpert, Petrowsky und Sommer - mir einen Text aus der Nase  ziehen zu lassen. Ich endete mit dem Slogan „Zentralquartett auflegen, Zentralorgan einschalten!“ Das gilt immer.





02. Dezember 2006 Premiere der von Wilfried Krätzschmar komponierten Oper.
Ankündigung am Kleinen Haus (Foto: privat)

Begonnen hatte es für mich 2004 mit einem Anruf von Günter "Baby" Sommer, damals Professor an der Dresdner Hochschule für Musik (HfM), der mich rundweg fragte, ob ich das Libretto für eine Kammeroper schreiben möchte. Anlaß: 150 Jahre HfM, 800 Jahre Stadt Dresden. Bezug auf die Jubiläen nicht zwingend, aber anspielungsreiche Bezüge denkbar. Bedenkzeit. Nach einem ersten Treffen mit Komponist Krätzschmar: Zusage. Das Sujet fand sich in einem Zeitungsartikel. Darin hieß es, ein hochrangiger KGB-Mann habe 1986 in Dresden seinen Schlüssel verloren. Viel mehr mußten wir nicht wissen, das war Theater genug. Das Stück würde um den drohenden Verlust von Macht kreisen, symbolisiert vom verlorene Schlüssel. April 2005 Abgabe des Librettos. Wilfried Krätzschmar komponierte noch, als die Probenarbeit begonnen hatte. Inszenierung: Andreas Baumann. Musikalische Leitung: Ekkehard Klemm. Bühne, Kostüme, Masken: Studenten der Hochschule für Bildende Kunst.

Selten waren meine künstlerischen Kollaborationen so vielfältig und umfassend beglückend, wie im Zeitraum von "Baby" Sommers Anruf bis zum Premierenabend. Noch heute gilt meine uneingeschränkte Bewunderung den Studentinnen und Studenten auf den weltbedeutenden Brettern und im Orchestergraben. Eine DVD der Aufführung kann über die HfM erworben werden.

Komponist (links) und Librettist bei den Proben (c) HfM
Cornelius Uhle als Kasimir Puding und seine Wachmänner (c) HfM
Die Postfrauen Waltraude Unglaub (Felicitas Ziegler, links) und Anneros Ohnsorg (Natalia Radzanowski, rechts) (c) HfM
Waltraude Unglaub mit Roß (Markus Dietzsch) und Reiter (Philipp Kaven) (c) HfM

Kasimir Puding (Sebastian Matschoß) mit drei Straßenkindern (c) HfM
Kurz vor dem Finale (c) HfM
Gardrobier und Gardrobieren Brünhilde (Daniela Kälin), Caspar (Burkhard Kosche) und Agathe (Juliane Flemming) (c) HfM

2008 

Von der merkwürdigsten Veranstaltung, an der ich jemals beteiligt war, gibt es weder Foto-, Audio- noch Videoaufnahmen. Als rechtschaffene Schriftsteller im KulturHaus Loschwitz noch gern und bedenkenlos auftreten konnten, fand dort am 06. September  ein Verlagstag statt. Der Steidl-Verlag hatte verwundert festgestellt, daß unter seinem Dach fünf Akteure beheimatet sind, die als gebürtige oder wenigstens wohnende Dresdner gelten; Günter „Baby“ Sommer, Joochen Laabs, Jens Wonnerberger, Eleanora Hummel und M.W. Also wurden die fünf Hochkarätigen am Loschwitzer Abend gebündelt und ihre bei Steidl erschienenen Produkte vorgestellt. „Baby“ Sommer und ich holten noch Steffen Gaitzsch ins Boot und brachten einen Ausschnitt aus dem „AnAlphabet“. Da ging die Post ab: „quod erat demonstrandum“. Das Foto stellt unter Beweis, daß „Baby“ Sommer nicht nur bei eigenen Auftritten anwesend ist.




















Sommer im März 2017 bei Desertfield, Foto (c) Hampel/Leupold


2008/2014 Nach dem eher zufälligen Aufeinandertreffen beim „Abbau einer Losung“ kam es mit Matthias Creutziger zu wirklichen „Duetten“ bei zwei Foto-Kalendern. 2008 „Graf Fiti“ und 2014 „Immeroper“; gestaltet von Thomas Walther (Ö Grafik), gedruckt von Ulrich Thieme.



(c) Creutziger/Ö Grafik

(c) Creutziger/Ö Grafik
Fragen an Graf Fiti
Wer bist du?
Das Mittel der Mittelmäßigen.
Was isst du?
Die Sau der Saumäßigen.
Was willst du?
Den Zweck der Zweckmäßigen.
Was nimmst du?
Die Ebene der Ebenmäßigen.
Was gibst du?
Das Recht den Unrechtmäßigen.
Was hast du?
Die Menge der Mengenmäßigen.
2012 Der Komponist Frank Petzold verkomponiert vier der DichterLebenGedichte für Geige und Gesang und stellt seine Komposition unter den herrlich passenden Titel:
„Der Dichter – Kleine Schmunzette für Sopran mit Verpflichtung zur Triangel und für Violine mit Verpflichtung zum Gesang nach Texten von Michael Wüstefeld“. Von der Öffentlichkeit weithin unbemerkt wird das Werk von Nicolle Cassel (Sopran) und Steffen Gaitzsch (Geige) am 24. August in der Dresdner Galerie Drei zur Uraufführung gebracht.



Die Akteure bei der Arbeit Foto (c) Petzold

2013 

Abgesehen von erwähnter Kalenderbeteiligung bei „JANUS“, gab es bis dato das Gespann Hampel/Wüstefeld eigentlich nicht. Aber jetzt! Spätsommerverse von Michael Wüstefeld umkreisen ungarische Eigenheiten und dichterische Vergeblichkeit. Eigens dazu tuschte Angela Hampel mit Pinsel und Feder eine Folge von Zeichnungen. Großformatige Köpfe, verhangene Augen, fragende Blicke. „Ferner näher“: ein lesens- und vor allem sehenswertes Künstlerbuch. Fadengeheftet von der Künstlerin, Zeichnungen und Gedichte gedruckt von Torsten Leupold im Giclée-Verfahren auf Monoprint®Arles 196, einem reinweißen Baumwollpapier von Hahnemühle, als Umschlag das Römerturm Feinstpapier Curtis Esparto in marokkogelb, wahlweise auch jeansblau. Nachzufragen in Galerie Mitte und bei den Künstlern. Mehr dazu unter der Rubrik „Bücher“.


                                                  Ferner? Näher? Foto (c) Leupold

2013 Nach etlichen „Duetten“ mit Steffen Gaitzsch arrangierte er ein „Terzett“ mit der Tänzerin Katja Erfurth zu einem Kammermusikabend der Dresdner Philharmonie auf Schloß Albrechtsberg. Neben Kompositionen von Lou Harrison, Frank Petzold, Rainer Lischka und Günter Schwarze, darunter zwei Uraufführungen, kam es unter Beteiligung von Gaitzsch (Geige), Erfurth (Tanzbilder) und Wüstefeld (Worte) zur Aufführung der „MesserGedichte“. Zwei Fotos von Matthias Creutziger wollen bezeugen, daß das Konzert am 05. April 2013 tatsächlich stattgefunden hat und die Akteure sich auch danach noch freudig zugetan waren. Von links nach rechts sind jeweils Steffen Gaitzsch, Katja Erfurth und M.W. zu erkennen.

Foto (c) Creutziger

Foto (c) Creutziger



2014 
Die Richtung der Nasen; Foto (c) Hampel/Leupold
Nach der Arbeit; Foto (c) Jürgen Matschie

Seit 1991 ihr erstes Buch "Zaungucker" erschienen ist, gab es mit Róža Domašcyna vielerlei "Duette". Weit vorn rangieren zwei Lesungen in Ausstellungen von Angela Hampel, am 09. Februar im Käthe Kollwitz Haus, Moritzburg und am 15. Juli im Stadtarchiv, Dresden, wo es zwischen uns zum denkwürdigen "Wechselhäcksel" kam. Ein typisches Domašcyna-Wort, was ihr ganz allein gehört, mit allen Rechten und Pflichten. Die aus dem Gesamtwerk gehäckselten Gedichte werden wechselseitig zu Gehör gebracht. Róža liest ein Gedicht von mir, dann lese ich selbiges selbst. Hernach lese ich ein Gedicht von Róža, das anschließend sie selbst liest. Und so weiter, so daß zur Freude des Publikums im Wechsel tüchtig gehäckselt wird, sprich, alle Gedichte zweimal gehört werden können. Der Dresdner Journalist Tomas Gärtner schrieb am 18. Juli 2014 in der DNN: "Verse, erst aus fremdem, dann noch mal aus eigenem Munde - das ist keine einfache Wiederholung, da hört man ein Gedicht, das schon wieder etwas anders ist … Liest M.W. die Verse, bekommen die Worte Kraft, wird der Rhythmus markant. R.D.s Mund wiederum bringt sie zum Fließen und Klingen, setzt kecke Tupfer“.


2015 Zweiter Streich von Frank Petzold: Er komponiert 2014 „Planspiele“, einen „Liederzyklus für Sopran, Geige & Klavier nach sechs Gedichten" aus dem „Stadtplan“. Uraufführung am 03. November 2015 im Rahmen des 42. Cottbuser Musikherbstes. Die Akteure Cassel, Gaitzsch und Petzold spielen sich plangemäß aufeinander ein. Frank Petzold zu seiner Komposition: „der Prolog ein Rezitativ, etwas jazzig das „Rondeau“, der „Regen“ und „Am Abend“ sind fast klassische Lieder mit leicht poppigen Anleihen, „Vorm Café“ ist ein Strophensong, fast ein Couplet, und „Ich sitze fest“ eine musikalische Szene, die sich der Stilmittel der Oper des 20. Jahrhunderts bedient. Eine weitere Aufführung erfährt der „Liederzyklus“ im März 2016 auf Schloß Albrechtsberg im Kammermusikabend der Dresdner Philharmonie „Geigengeschichten im Perkussionswald“.



von links: Cassel, Petzold, Gaitzsch; Foto: (c) Jannis Ufer


Titel und erste Seite der Partitur (c) Petzold
2017 Frank Petzold schreibt mir in einer Mail, „ich muß Dir gestehen: Ich habe es wieder getan“. Sein dritter Streich: „Gesang über der Stadt - Liederzyklus für Sopran und Streichorchester“. Wieder verwendet Frank Petzold für seine Komposition Gedichte aus dem „Stadtplan“. Er schreibt: „wohl weil ich in Dresden studiert habe, finde ich immer sofort Zugang“. Welturaufführung des 30minütigen Stückes im Abschlußkonzerts des 44. Cottbuser Musikherbstes im Kunstmuseum Dieselkraftwerk. Es musizierte das „Collegium musicum“ der BTU Cottbus-Senftenberg, dirigiert von Krzysztof Świtalski. Den Gesangspart meisterte Simone Schröder (Mezzosopran). Chapeau!


Zum Nachsingen (c) Petzold
















2019 

Graf zeigt "Ludmilla hat das Meer
geküßt" (Foto: privat)
In Gedanken war ich wieder im Jahr 1986, als Peter Graf der Aufbau-  Lektorin und mir seine Bilder zeigte und letztendlich die Heuschrecke  auf den Umschlag der „Heimsuchung“ flog. Es stand für mich fest, die Ausstattung einer Auswahl „40 Jahre wüste Feld-Lyrik“ konnte nur mit Peter Graf wirklich gelingen. Zurück auf Anfang sozusagen. Im Oktober sichten Manfred Richter und ich in Grafs Atelier Bilder für die „Gegenwärtige Vergangenheit“. Was soll ich sagen? „Wer die Wahl hat, hat die Qual.“ Es gibt nichts Besseres, als eine Freundschaft so zu leben, indem Grafs Bilder neben meinen Gedichten aufleuchten und vor allem andersherum.

"Der Pianist träumt von den lieblichen
H-Cis Synkopen" und
"Der kleine Friedensclown"
(Foto: privat)










"Mal mir das Bild vom Tod",
Hand rechts: Karen, Hand links: Peter
(Foto: privat)